Bei der Weltstadt Rundschau handelte es sich um ein Zeitungsprojekt. 2003 wurden vier Ausgaben produziert.
Die Redaktion der Zeitung erfolgte öffentlich zugänglich auf der Homepage "rundschau.cunst.net". Leserinnen und Schreiberinnen konnten den aktuellen Stand der nächsten Ausgabe jederzeit verfolgen und eingreifen: und zwar indem sie neue Beiträge verfaßten, oder bestehende aus der Ausgabe in einen Papierkorb legten, oder aus diesem wieder zurück in die Ausgabe holten.
Die Zeitung wurde auf T-Shirts gedruckt. Eine Auflage von 25 Stück stellte sich als der Größe der Stadt Innsbruck am besten angemessen heraus. Die Erstausgabe wurde mit ca. 800 Flyern beworben.
Die Redaktion ging Anfang März 2003 online. Das System gliederte die Zeitung in zwei Teile: einmal Berichterstattung: vom Tratsch bis zum - während dieses Zeitraums alles überschattenden - Krieg im Irak; einmal assoziatives, sprachspielerisches Schreiben an einem fortlaufenden, nicht verkürzbaren Text, von dem stets nur das vorläufige Ende gesehen werden konnte - die Stille Post.
Käuflich wurde die erste Ausgabe am 6.7.2003. Daß die "Stille Post" erst am T-Shirt als ganze gelesen werden konnte, war für den Verkauf kaum entscheidend. Im "Bubblepoint" Waschsalon nahe dem Bahnhof kamen ca. 10 geladene und 30 Passanten zu einer Performance des Innsbrucker Künstlers Tom Zabel.
Von den 25 Exemplaren wurden fünf in die Weltstädte Kyoto, New York, Belo Horizonte, Wien und Innsbruck per Post und durch Zeitungsausträgerinnen zugestellt. Die restlichen Exemplare wurden teils auf der Stelle und teils in den folgenden Tagen verkauft und verschenkt.
Schwerpunkte der künstlerischen Arbeit waren: Darstellung - in Form eines Marionettentheaters - der Un/Verbundheit der aussagenden Individuen durch das Medium, und auch der Durchschaubarkeit der Anonymität im Publizieren; Funktionalisierung des Meinungsaustragens;
Nach demselben Rezept wurde die zweite Ausgabe gemischt. Das Ergebnis belegt, daß sich Themen in einem größeren Kollektiv bilden, als der klein gebliebenen Redaktionsgemeinschaft, die damals ca. 15 Leute umfaßte. Die Qualität besonders der "Stillen Post" hatte merklich zugenommen.
Die Präsentation der gedruckten Ausgabe fand am 18.10.2003 integriert in die "Mobile Gallery" an Zeit und Ort des "Recontrol-Festivals" im Innsbrucker Siebenkapellenareal statt.
{ Bilder: 2.Ausgabe, 7Kapellen; Lesung der Stillen Post }
Schwerpunkte der künstlerischen Arbeit waren: der Umgang mit der Tatsache, als Ärgernis erfahren zu werden, als einer der Berichte sich kritisch zu Aktivitäten einer lokalen Institution äußerte; der Umgang mit Differenzen innerhalb des "Teams".
Grenzen der künstlerischen Arbeit waren: Während der Kreis der Leserinnen ein wenig angewachsen war, wurden diese nicht selbst zu Schreiberinnen; als Gründe genannt wurden, daß es kein Thema vorgegeben war, ganz allgemein Zeitmangel, Mangel an technischem Knowhow im Umgang mit der Software; daß die Preisgabe eigener Ideen nicht bezahlt wurde, daß Beiträge zu einfach in den Papierkorb gelegt werden konnten, ohne Achtung der Person, die sie verfaßt hatte; daß es sich um eine wirkliche Öffentlichkeit handle, für die die eigene Meinung aber nicht bestimmt sei; mit der Unmöglichkeit, einen der vorgestellten Dauerhaftigkeit entsprechenden Ausdruck zu finden.
Von den 25 Exemplaren wurden ein Exemplar verkauft und ein weiteres Abo abgeschlossen. Im Rahmen der Präsentation ergaben sich interessante Diskussionen zum Thema Meinungsfreiheit, Angst vor Repression und Erfahrungsaustausch. Vier Exemplare verschwanden aus den Ausstellungsräumen und erfüllen so Ihren Zweck als Informationsträger. Eine weitere Präsentation fand am 30.Oktober in der Aula der Geisteswissenschaften statt. Das zentrale Thema der entstandenen Diskussionen war der Funktionalität eines "Kleidungsstückes" als "Informationsträger" gewidmet. Ein weiteres Exemplar der ersten Ausgabe konnte als "Sammlerstück" verkauft werden. Spätere Präsentationen der Ausgabe 02/03 fanden im Taxispalais, Leokino und im Rahmen der Exkursion "Aufbruch in den globalen Dialog" in der Batuz Foundation Sachsen statt. Erstmals ergab sich eine Frage/Antwort Inhalt(e) und/oder Form(eln).
Für diese wurde das Redaktionssystem neu gestaltet: Die Aufteilung in zwei Spalten war häufig als Schwelle für das Posten genannt worden und schied aus. Die Gestaltung des verbleibenden Textes orientierte sich mehr an der "Stillen Post" als an der Berichterstattung. Die konkreten Aussagen, die die "Rundschau" ausmachten fielen damit leider weg; Die Assoziationen der Stillen Post machten offenem Nonsense platz.
Die kollagenartige Texterfassung ließ die Anzahl der geschriebenen Zeilen stark sinken. Die geringere Textmenge pro Eingabe wurde nicht durch öfteres Posten wettgemacht. Die letzten beiden Ausgaben erschienen deshalb in einem "Band", als Vorder- und Rückseite desselben T-Shirts.